Wanderungen zum Heldenfinger Kliff

Vermutlich hat sich mancher gewundert, warum die sonntägliche Wanderung um zwei Stunden auf 13 Uhr verschoben wurde, da es doch versprach, ein herrlicher Sonnentag zu werden. Außerdem war für den späten Nachmittag mit Gewitter zu rechnen. Aber die Öffnungszeiten der Gastronomie richten sich nicht nach den Bedürfnissen der Wanderer, sondern danach, wann die Gaststätten Personal bekommen. Senioren sind flexibel, und unser guter Wanderführer wird auch mit solchen Tücken fertig.

Da wir nun in der Mittagshitze am Wanderparkplatz „Hungerbrunnental“ angekommen waren, beschloss Manfred die Wanderung in umgekehrter Richtung zu machen, um bald den schattigen Sitzplatz beim Heldenfinger Kliff zu erreichen. Dieses war vor 15 Mio. Jahren eine Felsenküste mit kräftiger Brandung, welche eine gut sichtbare Hohlkehle aus dem Weiß Jura meißelte. Das Kliff dehnt sich über die gesamte Länge der Schwäbischen Alb, ist gerade hier gut erhalten und damit von internationaler wissenschaftlicher Bedeutung.

Gern hätten wir das Terrain näher erkundet. Aber schon nach kurzer Pause zum Trinken und Abkühlen mussten wir wieder umplanen, denn die Wolken, welche uns schon geraume Zeit begleitet hatten, zogen schnell näher und das Gewitter kündigte sich mit Donnergrollen an. So beschlossen wir, auf kürzestem Weg wieder zu den Fahrzeugen zurückzukehren.

Petrus hatte aber eingesehen, dass wir nicht zuletzt auch wegen des Hungerbrunnens gekommen waren und hielt Regen und Blitz zurück. Der Hungerbrunnen ist eine Karstquelle, welche meist trocken ist und nur bei besonders starken Regenfällen an die Oberfläche tritt, um dann nach kurzem Lauf wieder zu versickern. Den Zulauf in die Lone erreicht der Bach nur in den seltensten Jahren. In früheren Jahren galt eine Schüttung der Quelle als Menetekel für Missernten, Hungernöte, Teuerungen und Kriegsgefahr.

Die Zurückgekehrten konnten uns berichten, dass keine Gefahr bestünde, denn sie seien trocken geblieben. Dank dieses zuversichtlichen Orakels machten wir uns fröhlich auf den Weg nach Altheim in den „Engel“, wo wir im schattigen Biergarten diesen schönen Sonntag ausklingen ließen.

Bericht: Ingrid Scheib
Bilder: Brigitte Müller, Beate Wieland, Peter Kolb

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