Die Via Alta Verzasca ist eine mehrtägige anspruchsvolle Wanderung entlang der Gipfel, die das Verzascatal vom Tal des Ticino trennen. Die Via Alta verbindet 5 alpine Schutzhütten in 4 Tagesetappen miteinander. Die Anforderungen an die Begeher sind hoch. Die Schwierigkeiten erreichen den höchsten Schwierigkeitsgrad auf der sechstelligen Skala des SAC Auf den beiden südlichen Etappen, die wir begangen haben, T5 und T6 .Die Schutzhütten dazwischen sind unbewirtschaftet. Es sind alte Almen, die bestens umgebaut wurden zu Schutzhütten mit großem Komfort. Kochgelegenheit auf Gas und Holzherd, Essensproviant und Getränke sind gegen Bezahlung vorhanden. Toiletten mit Duschen, saubere Lager, rustikale einfache Inneneinrichtung. Die Hütten werden betreut vom SEV (Societa Escursionistica Verzachese ). Sie liegen auf ca. 2000 Meter Meereshöhe meist am Westhang in herrlicher Lage. Mehr unter Via Alta Verzasca- Wikipedia.
Sonntag, 20. August 2017
Am Sonntag starteten wir zu unserer Tour. Zu viert fuhren wir über den Bernardinopass und waren schon um 10.30 Uhr in Bellinzona. Leider war die Bergbahn, die uns zu unserem Ausgangspunkt auf 1300 Meter bringen sollte, überlastet. Somit konnten wir erst um 12.45 Uhr mitfahren. Von der Bergstation Monera (1300 m) wanderten wir in 90 Minuten hinauf zum Rifugio Albagno (1867 m). Bei herrlicher Sicht auf Luganer See und Lago Maggiore genossen wir hier eine Kaffeepause. Gleich nach dem Abmarsch versperrten uns wohl die schönsten Kühe der Schweiz den Weg. Die weitere Route führte uns über die Cima dell Uomo (2390 m) zur Capanna Borgna. Um 18.30 Uhr trafen wir dort ein. Die Hütte ist der Ausgangspunkt zur VAV von Süden. Insgesamt waren wir 12 Personen, die sich die Hütte teilen mussten. Bald gab es Spaghetti und Rotwein zum Abendessen. Nach Sonnenuntergang schlüpften wir ins Lager, um für den kommenden Tag gut ausgeruht zu sein.
Montag, 21 August 2017
Um 8 Uhr marschieren wir los. Heute erwartet uns eine der schwierigsten Etappen der VAV. Bei der Baitte Cazzane beginnt die blauweiße Markierung der VAV. In luftiger Höhe meist am Grat führt die Route über mehrere Gipfel über Pocione de Laghetti (2445m) und Poncione del Venn (2477m) zur am 7. August 2010 eingeweihten Hütte Capanna Cornovosa ( 1991m). Nach 8 Stunden erreichten wir um 16 Uhr die herrlich gelegene und bestens eingerichtete Hütte. Alle hatten die Ausgesetztheit und die Klettereien bis zum II. Grad gut überstanden. Nun konnte noch ein gemütlicher Nachmittagskaffee mit Siggis mitgetragener Linzer Torte genossen werden. Bis zum Abendessen war noch genügend Zeit zum Relaxen vor der Hütte. Um 19 Uhr gibt’s heute Linseneintopf. Mit insgesamt 5 weiteren Besuchern der Hütte verbringen wir einen netten Hüttenabend und sind kurz nach 21 Uhr im kuscheligen Lager.
Dienstag, 22 August 2017
Von der Capanna Cornovosa führt uns der Weg heute zur Capanna d’Efra. 8 bis 10 Stunden soll man dafür brauchen. Nebelschwaden ziehen noch um die Berggipfel. Nach 2 Stunden erreichen wir den ersten Gipfel, die Cima Lunga (2488 m ). DerNebel verzieht sich, und wir sehen die Viertausender des Wallis im Westen, Rheinwaldhorn und die Berge der Adulagruppe im Osten, im Süden den Lago Maggiore. Durch ein riesiges Schotterfeld führt der Weg nordseitig weiter zur Baitte de Rierna (2295 m). Hier machen wir Mittagsrast und genießen den Tiefblick in die 2000 Meter tieferen Täler. Auf schmalem Felsgrat in netter Kletterei erreichen wir bald die Cima di Rierna ( 2461 m ). Bis zum Cima de Gagnone (2515 m) müssen wir noch weiter am Grat entlang. Manchmal führt der Weg seitlich durch sehr steile Grasflanken. Edelweiß blühen direkt am Weg. Hohe Konzentration wird hier gefordert. Unten am Almboden sehen wir schon die Efrahütte. 100 Meter tiefer liegt der türkisfarbene Efrasee. Nach einem letzten schwierigen Abstieg im II. Schwierigkeitsgrad erreichen wir einen Sattel, von dem ein rot-weiß markierter Weg zur Hütte führt. 400 Höhenmeter sind es nun auf leichterem Weg hinunter zur herrlich gelegenen Efra Hütte (2039 m). Am Passo del Gagnone sehen wir nochmals auf den Grat, den wir die letzten Stunden überschritten haben. Bis zu 1200 Meter tief wäre man gestürzt. Um 17.30 Uhr erreichen wir nach fast 10 Stunden ziemlich ausgepowert die Efrahütte. Nachdem sich jeder erfrischt hat, genießen wir den wunderbaren Platz vor der Hütte am 5×2 m großen Granittisch. Nach dem köstlichen vegetarischen Risotto zum Abendessen bestaunen wir noch den Sonnenuntergang über den Tessiner Alpen im Westen. Die abendliche Kühle treibt uns bald in die wohlig warme Hütte. Nach einer etwas teuren aber sehr guten Flasche Tessiner Weines gehen wir bald ins Lager. Zur Efrahütte sind wir vor 2 Jahren von Norden gekommen. Nun haben wir den gesamten Weg begangen. Ich meine, es ist einer der schönsten und schwierigsten Höhenwege in den Alpen. Glückwunsch an die drei Frauen, die diese anspruchsvolle Tour so souverän mitgegangen sind .
Mittwoch 23.August
Um 7.45 Uhr sind wir abmarschbereit vor der Hütte. Die Sonne beleuchtet schon die Berge im Westen. 2 Stunden und 50 Minuten sind für den Abstieg nach Frasco angegeben. Da müssen wir uns ganz schön ranhalten um den Bus um10.30 Uhr zu erreichen. Nach 20 Minuten sind wir unten am Efrasee, der noch tief im Schatten liegt. Die morgendliche Kühle und der nur 17 Grad warme See laden nicht gerade zu einem Bad ein. Ab der Alpe Efra führt der Weg meist durch Lärchenwald, vorbei an ein paar wunderschönen Wasserfällen hinunter in den Talboden. Die letzten 2 km geht’s fast eben hinunter nach Frasco auf 885 Metern. Um 10.15 Uhr sind wir an der Bushaltestelle und haben noch ein wenig Zeit zum Verschnaufen. Durchs Tal der grünen Verzasca fahren wir nun hinunter nach Locarno, zuletzt vorbei am Stausee von Vogorno. In Locarno müssen wir nochmal umsteigen, sitzen aber alsbald im Bus nach Bellinzona. 30 Grad Wärme hat es hier unten auf 200 Metern Meereshöhe, und wir sind froh, dass wir bald im klimatisierten Auto Richtung Heimat fahren. In einer schönen Gartenwirtschaft im Oberschwäbischen lassen wir die schönen Tage in den Tessiner Bergen ausklingen.
Bericht: Siggi Wehrle
zu den Tourenberichten 2017