Skitouren im Obernberger Tal

  1. Tag Allerleigrubenspitze  2131 m

Wieder einmal wollten Skitourenbegeisterte mit Michael Scharpf ihre Kräfte an tollen Berghängen ausloten……., aaaaaaaber wo waren die weißen Berge und schneebeladenen Hänge?
Nicht in Südtirol!!  Michael machte sich rechtzeitig vorab kundig und so fuhren wir am Freitag, den 24. März 2017 zwar in Richtung Südtirol, aber nur bis nach Gries am Brenner, um dort ins Obernberger Tal abzubiegen und unser Ziel, das Jugend- und Seminarhaus der ÖAV Sektion Innsbruck an zu steuern.
Dort trafen wir auf Mitglieder der Dortmunder Sektion, mit deren Führer  – Bernd Rescheleit – Michael seit langem eine gute Freundschaft pflegt. Sie hatten bereits drei Tage in Südtirol mit desolaten Schneeverhältnissen verbracht und hofften, nun doch noch ein paar schöne Firnschwünge ansetzten zu können. Nach kurzer Begrüßung und Festlegung der Eingehtour, Allerleigrubenspitze mit 700 Höhenmetern , ging es auch gleich los. Allerdings mussten wir die befellten Skier im Auto belassen und bis ans Ende des Tales fahren, um dort festzustellen, dass die Skier auch hier auf 1439 m NN erstmal zum Schnee getragen werden wollten.
Es war mittlerweile kurz nach zehn Uhr und die Sonne lachte uns bereits warm ins Gesicht. Über einen schneebefleckten Hang suchte und machte ein jeder seine Spur. Durch einen Wald mit mehreren Aus– und Anziehaktionen, wurden die freien Bergflächen erreicht. Mehrmals war die Aussage zu hören: „Warum tu ich mir so etwas an?“ Man, wobei hier wieder zu erwähnen sei, die männliche Form beinhaltet natürlich selbstverständlich auch die Weibliche*, einigte sich schnell, es sei besser als zu arbeiten und man könne doch die Luft, die Sonne und die Berge wunderbar genießen. So war es auch!
Die Abfahrt wurde von allen gut gemeistert, obwohl die Firnverhältnisse zu wünschen übrig ließen und der ein oder andere, siehe *, sich gewünscht hätte sein „altes Päärle“ mitgenommen zu haben. Ab und zu war es doch etwas grasig. Vom Obernberger See mussten die letzten 150 Höhenmeter bis zum Parkplatz hinunter zu Fuß bewältigt werden. Von den Schneeflecken am ersten Hang war nur noch die Hälfte übrig. Die Sonne hat ihre Arbeit getan und sagte uns: „Hallo, es ist Frühling!“

Leider konnte unser heutiges Skierlebnis die meisten von Bernds Truppe nicht überzeugen, am nächsten Tag nochmal los zu ziehen. Nur Markus von den Dortmundern hielt uns die Stange. Schade, aber die Spaghetti Bollo wurden abends noch gemeinsam verdrückt.
In der abendlichen Runde kam irgendwie das Thema Bergbau auf und Bernd als echter „Schwarzer“ berichtete sehr lebendig und amüsant von selbst Erlebtem, sowie natürlich auch von Fakten und Daten aus dem Ruhrgebiet. Für uns aus dem Süden sehr interessant und wissenswert. Dem Thema entsprechend wurde dann auch das nächste Ziel festgelegt. – Der Klassiker im Tal, der Grubenkopf mit seinen 2337 m.
Um dem Sulzschnee zu vermeiden und mehr Firn zu haben, wurde die Abfahrt auf sechs Uhr festgelegt. Schnell wurde Gute Nacht gesagt.

  1. Tag Grubenkopf  2337 m   +

Gesagt getan. Alle waren pünktlich. Die Nacht war kalt, die Autoscheiben mussten frei gekratzt werden, ein gutes Zeichen für schönes Wetter und Hoffnung auf Firn. So starteten wir um 6:30 Uhr vom Parkplatz und wackelten, bedingt der steifen Skischuhe, über den vereisten Wanderweg bis hin zum ersten begehbaren Schnee. Dieser ebenfalls noch gefroren, ließ uns gleich die Harscheisen montieren.

Kurzer Aufstieg zum Obernberger See(1594 m). Von dort wieder zu Fuß den Weg am See entlang, bis die Skier wieder angelegt werden konnten und bis zum Gipfel auch nicht mehr abgeschnallt wurden. Immerhin über 700 Höhenmeter am Stück! Weiter durch Wald bis zur freien Fläche auf ca. 1700 m. Unser Ziel in der Sonne vor Augen, heizte diese uns nun schon gehörig ein. Der Schnee im Schatten noch hart, in der Sonne unterschiedlich, aber je näher wir dem Ziel kamen, desto größer die Wahrscheinlichkeit auf Firn.
Vollgepumpt mit Kondition aus Marokko, wo Michael mit Bernd im Hohen Atlas vor kurzem unterwegs war, erreichte er als Erster den Gipfel. Ralf Collet übernahm, wie immer, den Besenwagen. Nach gemeinsamen Gipfelfoto bei steifer Brise und Butterbrotpause  (schwäbisch = Vesper) auf der Lee-Seite des Berges, mit Blick auf die Brennerautobahn im Tale und den Dolomiten am Horizont, waren wir schlichtweg zu früh dran, um bereits ins Tal abzufahren. Langer Satz, klare einvernehmliche Entscheidung:  wir machen noch einen kleinen Umweg auf den, von uns aus östlichen gelegenen, Hohen Lorenzen mit 2315 m.
So wurde aufgesessen und bei bester Laune, in hellem Sonnenschein, erst einmal ca. 200 Höhenmeter abgefahren. Wobei die zweite Hälfte davon vom Feinsten war.  Es hat sich also gelohnt, so früh aufzustehen. Leider, leider war das Vergnügen viel zu kurz. Wir mussten recht schnell nach rechts wegqueren, um den Hohen Lorenzen nicht aus den Augen zu verlieren. Im leichten Zickzack, auf Grund der immer wieder auftauchenden Schneelücken, konnten wir dann das letzte Stück des Gipfelhanges auf italienischem Staatsgebiet erklimmen. Dazu sollte man wissen, dass über die südlichen Gipfel des Obernberger Tales die Grenze zwischen Austria und Bella Italia verläuft.
Der auch hier frisch blasende Wind, ließ uns, trotz toller Aussicht, nur kurz verweilen. Flix waren die Vorbereitungen zur Abfahrt gemacht. —  Einfach genial  — Noch solche Verhältnisse in diesem schneearmen Winter vorzufinden, darüber waren alle begeistert. Kurz unterbrochen von einer kleinen Pause in der Sonne, bei der Süßigkeiten und Komplimente ausgetauscht wurden, wurde die Abfahrt bis zum See mit Freudengeschrei genossen.
Der anschließende Fußmarsch, ließ uns das Erlebte nochmals verinnerlichen und weiter geschwärmt wurde über die fast 1200 absolvierten Höhenmeter, auf der Sonnenterasse des Gasthauses Waldesruh am Parkplatz, während die Sonne auch die andere Hälfte der Schneeflecken unseres ersten Hanges auffraß. Trotz Sonne und Samstag waren uns nur zwei Hände voll andere Tourengänger begegnet. Dies alles unterstrich den wunderbaren Tag.

In der freien Zeit bis zum Abendessen versorgte ein jeder sein Equipment, duschte(!), ging spazieren oder plante den nächsten Tag. Nach dem Essen wurden Ideen für die weitere Kooperation zwischen den beiden Sektionen geplant. So vielleicht ein Tourenabend in einer Skihalle mit LVS- Kurs, oder so ähnlich? Damit wir auch im Ruhrpott Essen gehen können, wurden uns die Begriffe „Assischale und Schranke“ erklärt. Übersetzt ins Normale heißt dies Currywurst mit Pommes, bzw., Pommes rot weiß. Na denn………
Große Diskussionen warf dann noch die Zeitumstellung auf. Stellt sich mein Handy automatisch, habe ich überhaupt Empfang, können wir länger schlafen oder wird die Nacht kürzer. Müssen wir jetzt eigentlich noch früher los, oder doch vielleicht später? „Keiner hatte den genauen Überblick“. Also gut, die Uhr wurde eine Stunde vorgestellt und somit hatten wir auch eine Stunde später unseren Abfahrtstermin für die letzte Tour an diesem sonnigen Wochenende. Also keine Stunde weniger Schlaf.

  1. Tag Südlicher Roßlauf  2378 m

Trotzdem war es gut, ein wenig früher aufzustehen. Es musste ja noch gepackt und aufgeräumt werden. Null Problemo für diese Truppe. Vorabends wurde entschieden, nochmals ins Talende zu laufen, da ein Ortswechsel zu aufwendig wäre und die dortige Schneelage auch ungewiss. Also — the same Procedure as every day. Leider gab Markus bereits oben am See auf. Er hatte Knieprobleme und sich vielleicht am Vortag etwas übernommen. Sadly, wie der Engländer zu sagen pflegt. Der südliche Roßlauf musste ohne ihn bezwungen werden.
Diesmal ging es auf vereistem Weg am See entlang bis zu dessen Ende. Weiter durch lichten verwunschenen Wald an der See Alm vorbei, über eine Steilstufe hinauf ins offene Gelände, wo die Sonne auf uns wartete. Rechterhand sahen wir eine Gruppe, die durch, die bereits völlig sonnenbeschienene Rinne zum Obernberger Tribulan 2780 m stiegen. Eine Tour, die nur sicheren Tourengehern und guten Skifahrern bei besten Verhältnissen vorenthalten ist (laut Touristenbroschüre).  Selbst unter unseren Skier wurde der Schnee bereits feuchter,  wie musste es erst dieser Gruppe ergehen. Wie wir nachher erfuhren, waren sie zu spät gestartet, hatten aber die Tour erfolgreich und unversehrt abgeschlossen.
Zurück zu uns. Durch leicht kupiertes Gelände querten wir zum vorletzten Steilhang, um bis zum Port Joch 2110 m anzusteigen. Es sollte der letzte Hang mit Skier für uns gewesen sein. Der weitere Weg zum Gipfel war, weil südseitig, fast vom Schnee befreit und abgeblasen. Hélas, wie der Franzose zu sagen pflegt. Na ja, dann sollten die nächsten 250 Höhenmeter halt zu Fuß abgearbeitet werden.
Keine Frage. Es hat sich absolut gelohnt. Ein idyllisches, windstilles, und gigantisch aussichtsreiches Gipfelplätzchen. „Butterbrot“ und Tee haben selten so geschmeckt.       Nach unten zum Ski-Depot ging es schnell, da wir durch kleinere Schneefelder abkürzen konnten. Und wieder waren wir überrascht, wie gut der Schnee bis zum See noch abzufahren war.

An dieser Stelle Dank an die Tourenführer Michael Scharpf und Bernd Rescheleit  für die gute Wahl des Gebietes. Obwohl die Gipfel nur wenige 100 m Luftlinie auseinander lagen, waren es drei unterschiedliche und abwechslungsreiche Touren.  Auch die Unterkunft war ein Treffer. Geräumige helle Zimmerlager, Dusche, Trocken- und Boulderraum zu einem super Preis. Ein Wochenende, das mir auf alle Fälle und hoffentlich auch den anderen noch lange in Erinnerung bleiben wird. —  Merci  —  Thank you  —

Ebenfalls Dank an die beiden Fahrer Ralf und Michael, die uns beide Wege sicher und ohne Stau chauffierten.

Ach ja, natürlich gab es, nachdem wir Markus, völlig trunken von Sonne und gutem Buch, wieder aufgegabelt hatten, eine wilde Verabschiedung mit Apfelstrudel und Frankfurter Würstchen. Gestärkt trennten sich die Wege der Ulmer und Dortmunder Sektionen. Auf bald……es war mehr wie nur schön.

Bericht: Uve Roscher
Bilder: Sandra Mauch, Michael Scharpf

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